Essay: Zeichen

Webbeitrag von r. hanke 2018

„Diese hellblaue Schraffur rechts oben und angeschlossen das freihandgezeichnete Viereck – ich kann mir nicht helfen: Das sieht aus wie ein Gesicht. Dann würden die schwarzen Linien als Körper zu deuten …“ „Doch das verstehe ich nicht. Was bedeutet dann der weiße Pfeil?“ „…“

moderne Kunst unkonventionell Kreuz Bedeutung Interpretation Symbol Code atypisch mehrdeutig montieren mystisch Farbkontrast reduziert Transkript Abstraktionsgrad assoziativ kryptisch vieldeutig Inspiration Imagination Zuordnung Information KonzeptkunstDie Assoziationskraft des Menschen ist grenzenlos. Fetzen der Abbildung der Realität reichen um sie in Gang zu setzen. Denn die Deutung unserer Realität war notwendig zum Überleben. Immerhin lauerte der Feind um die Ecke – seit tausenden Jahren. In Bruchteilen von Sekunden musste der Mensch aus diesen Fetzen eine Gesamtfigur konstruieren und entscheiden: Kumpel oder Feind. Und er hatte die Fähigkeit erlernt dieses einem Anderen mitzuteilen! Als Sprache.

Glücklicherweise konnte er sich darauf verlassen, dass die Elemente der Gegenstände in der Natur in sich ähnlich, also variabel strukturiert sind und von anderen unterschieden. Bereits mit der Zuordnung einzelner Teile wird die Deutung erkennbar.

unkonventionelle Kunstwerk Acrylglasobjekt komplex normiert Mensch Umriss Zahl Raster Licht-Schatten Zeichen Massengesellschaft Informationsgesellschaft Laserdruck Umdeutung Illusion kombiniert schwarz-weiß Kontrast monochrom Täuschung Modifikation Typisierung System Überlagerung Raum Imagination KonzeptkunstDoch es reichte nicht. Im Inneren fand der Mensch Gebiete, die er nicht sehen konnte, die aber trotzdem für ihn wichtiger wurden. Diese komplizierten Zusammenhänge musste er benennen, transformieren. Diese Zeichen repräsentieren bestimmte, nicht direkt ablesbare Inhalte der Realität. Diese neuen Inhalte konnte er in die gleichen Strukturen einbinden. Die Gesellschaft akzeptierte diese Absprachen. Sie vereinfachten Gedankengänge; in Gesprächen konnten sie ausgeschmückt werden, denn die Bedeutungen kannte der Eingeweihte.

Doch die Zeit der homogenen Deutungsmuster ist vorbei. Alles reibt sich an allem. Der Betrachter muss den Zwiespalt verschiedener Lager überbrücken; eine Deutung muss erfolgen. Aus diesem Gleis von tausenden von Jahren gibt es kein Entrinnen. Seine Assoziationskraft wird gefordert, die Grenze erweitert. Insofern gibt es keine „Nur-Form“.

Subjektive Erklärungsmuster springen in die Bresche und interpretieren das Gesamtgefüge. Denn der Mensch ist variabel. Er ist kreativ.

 

 

Wo ist die Grenze der Kraft der Assoziation?

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