r. hanke, Webbeitrag 2020
„Vor die Wand fahren“. Sprachbilder – Bildersprache. Beide Sprachen schildern direkt eine Situation – allerdings übersetzt. Sie bringen unser Leben auf den Punkt: Unser Hoffen, unsere Träume, unser Leiden. Sie nutzen die sinnliche Welt als Quelle um Wissen zu transformieren; mit ihren Assoziationen erweitern sie Erfahrungen; mit ihren Bausteinen schaffen sie Brücken, indem sie einen Sachverhalt einem Anderen aus einer anderen Perspektive beleuchten.Insofern sehe ich meine Arbeit als ein Denkanstoß die Wirklichkeit ein wenig zu verstehen. Insofern steht der Mensch im Zentrum meines Bemühens, seine Unzulänglichkeiten, seine gesellschaftlichen Zwänge, seine Sehnsüchte, sein Suchen nach Erleichterungen.Doch musste merken, dass er als Person in der Gesellschaft immer weniger wahrgenommen wird.Obwohl er dar ist wird er ausgespart, ersetzt von Allgemeinem. Der abbildende Realismus reichte nicht diese Veränderung umzusetzen. Ich suchte nach einem neuen Weg den Menschen zwar darzustellen, aber nicht abzubilden.
Leider musste ich merken, dass er als Person in der Gesellschaft ausgespart wird. Obwohl er dar ist, wird er ausgeklammert, ersetzt von Allgemeinem.
Entsprechend suchte ich nach Möglichkeiten diese Strukturen bildlich umzusetzen. Die Metapher verdichtete sich zum Zeichen. Es ging nicht mehr um eine abzubildende Realität sondern um eine Übersetzung von ihr. Es repräsentiert die Realität und seine Bedeutungen erweitert sie.
Ein Schlaganfall, der meine Sprache völlig zerstörte, schleuderte mich von der Theorie in die Praxis. Bei der Aufarbeitung sah und bewertete ich unterschiedliche Faktoren anders, vor allem die Beziehung zwischen der Struktur der (Bild-)Sprache und der Wahr-Nehumg der Realität. Am eigenen Körper musste ich erfahren, über welche Fähigkeit der Mensch hat um Reste der Wahrnehmung zu neuen Strukturen zusammenzufügen.
Ich bemerkte, dass unser Denken segmentiert ist. Wie das Wort bereits die Umgebungstöne abstrahiert und den Inhalt mit neuem Gewand zeigt, hat sich die Struktur der Sprache und der Bilder verändert. Sie wurden schneller, einprägsamer, der Geschwindigkeit angepasst. Zeichen, Codes beherrschen immer stärker die Sicht, weit entfernt von der Wiedergabe der Realität. Ihre Einheit bildet zwar eine Brücke zu ihnen, doch seine Elemente müssen von jedem neu zusammengeklaubt und in eine Ordnung gebracht werden. Es ergeben sich durch die Abstraktion größere Assoziationsfelder, ungewohnte Sichtweisen. Bereits bei den Strukturen bemerkte ich, dass das Bild und das Wort zwar andere Formen beinhaltete, doch die Prinzipien weisen ähnliche Zuordnungen auf – wie Module. Variabilität und Normierung werden im allgemeinen als Gegensatz gesehen. Doch dieser Dualismus ist zwei Seiten einer Sache. Das Gehirn fügt sie zu einer Einheit zusammen. Wie vieles, was häufig als Unterschied gesehen wird.
Immer stärker sah ich Bezüge zu den Naturwissenschaften. Die Strukturen sind ähnlich wie vieles, was der Mensch ersann. Wie die Kunst. Beide stellen die Wahrnehmung dar; ihre Strukturen bei der Entwicklung sind vergleichbar. In beiden Gebieten ist der Nutzer gefragt um die Ergebnisse interpretieren zu können; beide schaffen neue Weltsichten, fordern die Kraft der Assoziation. Und ihre neueste: Als Handwerkzeug erschafft sie mit einem Mausklick eine neue Realität.
r. hanke, 2020