Essay: Realität, was ist das?

Webbeitrag von r. Hanke 2018

Spätestens zum Eintritt der Informationsgesellschaft können wir nicht mehr sicher sein, was das sein könnte.
zeitgenössische Kunst Spielkarte Maske Antlitz Umformung Transformation ungewöhnlich modifiziert realistisch figurativ ausdrucksstark emotional doppelbödig mehrdeutig kombiniert assoziativ Täuschung kontrastreich karikativ Zuordnung schwarzweiß doppelbödig Bildgleichnis Verwandlung Phantasie Fiktion

  In Bruchteilen von Sekunden kann der Mensch aus Resten von Objekten eine Gestalt zusammensetzen und entscheiden, ob er eine Waffe braucht oder eher als Kumpel auftreten sollte. Denn der Feind lauerte an jeder Ecke. In den tausenden von Jahren kam es zu einer Einheit zwischen dem Gesehenen und seiner Bedeutung. Diesen Komplex nannte er Realität.

Doch er erfand und empfand Faktoren, die immer wichtiger wurden für sein Leben als der Kampf für das nackte Überleben. Diese sah er zwar nicht, jedoch er konnte sie benennen. Es waren nur Vermutungen, die ihn leiteten. Doch sie halfen ihm das Leben zu meistern.

Mit ihr kann man trefflich handeln: sie lassen sich ausdehnen – mit der Fähigkeit seiner Assoziation; er konnte sie mit anderen teilen; die Interpretation gab zusätzlichen Zündstoff. Damit kam diese Einheit zwischen dem Gesehenen und der Bedeutung einen anderen Stellenwert als die Wirklichkeit selbst. Noch mehr: Der Spiegel dieser Realität, die Wahr-Nehmung, ist nicht nur subjektiv, er verändert selbst das Bewusstsein.

Inzwischen ist sie zu einem Selbstläufer geworden, das Band zwischen dem Gesehenen und seinen Bedeutungen. Chiffren, Codes und Zeichen haben die Wirklichkeit nicht nur transformiert, sie präsentieren inzwischen sich selbst. Mit dem Barcode können wir noch nicht mal abschätzen, was hinter der Realität steht. Also ist die Wirklichkeit abgeschafft, eine „Realität“ hat gesiegt. Mit der Assoziationsfähigkeit des Menschen. Und damit die Bedeutung des Bildes. Als Denkanstoß und Hilfestellung um die Bedeutung dieser Realität entgegnen zu stellen.

Um überleben zu können erschaffte der Mensch das System. Die Zuordnung von Elementen. Doch woher weiß er, wo die Grenzen der Systeme verläuft. Immerhin erschaffen überschneidende Mengen neue Restmengen.

Doch der Mensch ist kreativ. Er klebt nicht an der Realität. Er hat die Möglichkeit unbeliebte Faktoren umzudeuten. Indem er neue Aspekte zufügt ergeben sich neue Erscheinungsbilder und damit neue Erkenntnisse. Sein Horizont wird variabel, erweitert.

Denn wir sind beides: Manipuliert und manipulierbar. Dieses Gleichgewicht in diesem Dualismus versuche ich umzusetzen, in dem ich das gleiche Modul aus indifferenten Chiffren in einer neuen Ebene mit individuellen Chiffren überarbeite und damit eine weitere Reflexionsebene schaffe.

 Inzwischen können wir mit einem Mausklick neue Realitäten erschaffen, die die „Erfahrung“ angreift. Dabei ist diese „Realität“ nur eine Datei. Doch das Erscheinungsbild des Screenshots stellt eine andere „Realität“ dar als die Datei selbst. Entsprechend führt die gleiche „Realität“ in tieferen und unabhängigen Schichten zu völlig unterschiedlichen Erscheinungsbildern der Wahr-Nehmung und damit zu unterschiedlichen Assoziationsfeldern.

r. hanke