r. hanke: Webbeitrag 2018
Zeichen! Transformierte Realität. In eine Form gegossen für den allgemeinen Verzehr. Für jeden Geschmack austariert, angemessen für jede Situation – denn sie sind gleichgeschaltet für die Gesellschaft.
Doch ihre Einheit ist nur trügerisch, vorgegaukelt – als zerschlagener Spiegel der Wahr-Nehmung, der als wahr genommen wird. Muss! Mit seinen Regeln, mit seinen Strukturen, mit seinen Erweiterungen wird er ständig geklebt – mit seinen Perspektiven, mit seinen Chancen gekittet. Denn ihre Quellen sind subjektiv: eingefangene Welt der Sinne, angereichert von Wissen, verändert durch die Erfahrung. Eingefügt in die Sprachen fassen sie eigenständig Bereiche zusammen; unabhängig entschlüsseln sie Informationen; autonom interagieren sie sogar mit dem Schein; in Eigenregie bauen sie Brücken zum Handeln. Mit ihren Assoziationen erweitern sie Horizonte .
Sprachen: Strukturen – Inhalte, Regeln. Vorgetragen von Lauten bei den Buchstaben in dem einen. In Form und Farbe veränderbare Module der Bild-Sprache. Bereits ausgelotet von der Konkreten Kunst.
Doch Zeichen sind von dem Menschen erdacht. Als Brückenschlag der Beständigkeit zum Anderen. Doch Menschen entwickeln sich. Die Einheit von Beharrungsvermögen und Anpassung an Raum und Zeit fordert seinen Tribut. Also muss das Zeichen sein Aussehen verändern. Subjektiv. Und auf diese Einheit der Ebenen reagiere ich. Individuell.
Mit einem Schlaganfall, der mein Sprachzentrum völlig ausgelöscht hatte, wurde ich von der Theorie in die Praxis geschleudert. Nicht hinterfragte Zusammenhänge musste ich anders bewerten. Vor allem die Fähigkeit des Menschen Wahrnehmungen Assoziationen zuzuweisen bekam einen höheren Stellenwert. Die eigene Erfahrung zeigte mir, dass alle Sektoren der Wahrnehmung interagieren, als Netzwerk. Variabilität und Normierung sind zwei Seiten einer Medaille.
Mit der digitalen Technik hat der Mensch dieses Gespinst erweitert. Die Realität wird in einem weiteren Schritt transformiert. Als Datei kann nur der Wissende kennen, was hinter diesem Konstrukt steht. Und der Nutzer kann mit einem Mausklick die neue „Realität“ umformen, die diese neue „Erfahrung“ angreift.
Dabei besteht die Entwicklung des Ergebnisses aus unterschiedlichen Ebenen, die in sich autonom handeln und unterschiedliche Erscheinungsbilder erzeugen. Auch wenn sie verschieden sind – in ihrer Einheit bleiben sie gleich. Normierung und Variabilität sind zwei Seiten einer Sache. Wie beim Menschen.
Damit wäre das „Original“ die Datei. Und die „Realität“? Welche? Die das Original oder die Datei, die in einer Technik umgesetzt wird. Immerhin kann sie kann in jeder Situation anders aussehen. Durch das Material, die Skalierung, die Zuordnung usw. ergeben sich neue Einheiten, Unikate, die in jeder Situation und in jedem Lichtverhältnis angepasst werden können. Das Material Acrylglas oder Folie bildet nicht nur den gläsernen Menschen ab. Durch den Standpunkt erkennt der Nutzer neue Zusammenhänge zwischen den Ebenen. Durch die Verwendung einer digitalen Technik ergeben sich verschiedenartige Produkte, gleich in Serie. Der Nutzer/Betrachter kann ihre Inhalte vergleichen, die auf verschiedenen Wegen der Informationsverarbeitung generiert sind und damit „Realität“ abbilden, interpretieren, bewerten.
r. hanke, 2018